Internationale Wirtschaftskriminalität, Korruption und Betrug sind Themen, die in Fernsehfilmen eher selten vorkommen. Es besteht die Gefahr, dass es zu staubtrockenen und überaus komplizierten Erzählungen kommt, bei denen ein Großteil des Publikums Schwierigkeiten haben könnte, sie zu folgen. Der Montagsfilm „Tod in Mombasa“ (2023), den das ZDF nun wieder ausstrahlt, geht dennoch das Risiko ein. Ja, insbesondere in der zweiten Hälfte wird es abschnittsweise etwas anstrengend.
Trotzdem lohnt es sich, einzuschalten. Jörg Lühdorff, Autor und Regisseur, behandelt in seinem Film mehrere brisante Themen unserer Zeit. Die Handlung wird in ein Krimigewand verpackt, um den Zugang zu erleichtern.
Der Autor ließ sich von zwei Afrika-Romanen von Lena Blaudez inspirieren, in denen eine Fotojournalistin aus dem westafrikanischen Land Benin im Fokus steht. Stattdessen stellt Lühdorff einen Kriegsfotografen in den Mittelpunkt.
Moritz Wagner (Heino Ferch) und seine Frau Farrah (Dayan Kodua) sowie ihre Tochter Aluna (Samirah Breuer) lebten über einen längeren Zeitraum in Kenia. Doch dann war seine Frau plötzlich verschwunden. Wagner suchte monatelang nach ihr, bis plötzlich Postkarten von ihr aus Hamburg eintrafen.
Wagner und seine Tochter ziehen nach Deutschland, während Farrah ein ganzes Jahr lang verschwunden bleibt. Moritz Wagner bekommt einen Anruf: Man hat Farrahs Leiche entdeckt. Sie befand sich in einem Auto, das im Wasser versunken war. Bald deutet alles auf Mord hin.
Zuerst aber wird er selbst verdächtigt. Die Ehe war in einer Krise, das Paar stand kurz davor, sich zu trennen. Deshalb hegt der kenianische Inspector Lomboto (Errol Trotman Harewood) den Verdacht, Moritz könnte mit dem Tod seiner Frau in Verbindung stehen.
Sie hätte vielleicht ein neues Leben angefangen und die gemeinsame Tochter mitgenommen. Der Betrachter erkennt rasch, dass dieser Verdacht unbegründet ist. Offensichtlich war seine Frau, wie Wagner bei seinen Recherchen herausfand, einem großen Skandal auf der Spur.
Es handelt sich um ein allgemein bekanntes, aber selten in der öffentlichen Diskussion behandeltes Thema: den Abbau von Kobalt. Der Kongo, der an Kenia grenzt, hat riesige Kobaltreserven. Es ist in unzähligen Konsumgütern zu finden, die das Leben weltweit gestalten: Smartphones, Laptops, Küchengeräte und Autos.
„Der Kobaltabbau bringt häufig gravierende Umweltschäden wie Wasserverschmutzung und Schadstoffemissionen mit sich – von den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen ganz zu schweigen“, erklärt Jörg Lühdorff. Und genau das zeigt auch der Film: Kinder, die in Minen sterben. Leute, deren Erwerbstätigkeit dort nicht ausreicht, um davon zu leben, und die sich auf den Weg nach Europa machen, um einen Neuanfang zu wagen. Und außenherum eine Welt, die entweder beobachtet oder profitieren möchte.
China ist natürlich schon längst vor Ort, wie der Film demonstriert. Deutschland, das sich von Rohstoffabhängigkeiten lösen möchte, sucht trotz des Lieferkettengesetzes nach Wegen, um buchstäblich im afrikanischen Geschäft präsent zu bleiben. Es handelt sich um Schürfrechte. Aber über allem steht ein weiterer Begriff, der unternehmerische Entscheidungen wie kein anderer prägt – sowohl in Deutschland als auch weltweit: Es geht um Effizienz. Also um Geldes. Es gibt nichts, was wichtiger wäre.
„Tod in Mombasa“ erzählt eine teilweise recht klassische Kriminalgeschichte, die sich um diese zwar bedeutenden, aber auch spröden Themen gruppiert. Dabei dürfen sich die Zuschauer fragen, welche der Nebenfiguren Dreck am Stecken haben könnte: Hat Wagners Schwester Nicole (Barbara Philipp) Geheimnisse, während sie zusammen mit ihrem Freund, dem Anwalt Jürgen Oehlert (Christian Erdmann),
vor Ort in Kenia für deutsche Investitionsgelder verantwortlich ist? Oder steht Caroline Jakobs (Katharina Schlothauer) in Verbindung mit dem Tod ihrer besten Freundin Farrah? Zu Beginn begegnet sie Moritz Wagner ablehnend, doch schließlich ermittelt sie zusammen mit ihm. Und welche Bedeutung kommt den Menschen zu, die unter der Ausbeutung leiden und vor Ort leben?
Es betrifft das Wohl der Menschen.
Übrigens wurde zum größten Teil in Griechenland gefilmt. Lühdorff äußert: „Allein aus Gründen der Sicherheit wäre es unmöglich gewesen, im Kongo zu drehen.“ Dennoch konnten einzelne Sequenzen in Kenia entstehen - stets unter Begleitung bewaffneter Polizisten. Der Filmemacher erklärt, dass es eine wichtige Zielsetzung gewesen sei, Afrika nicht in einer klischeehaften Verklärung oder in einer überdramatisierten Bedrohlichkeit darzustellen. Was zweifelsohne gelungen ist.
„Tod in Mombasa“ vereint demnach Elemente einer Mörderjagd, eines Familiendramas und eines Wirtschaftskrimis – es ist sowohl herausfordernd als auch unterhaltsam. Hinzu kommt eine amouröse Verwicklung, die kurz, aber völlig überflüssig ist. Am Ende zählt jedoch die zentrale Botschaft, die der Hauptdarsteller Heino Ferch prägnant zusammenfasst: „Ich glaube, dass wir als Einzelne kaum etwas bewirken können, sondern dass es verantwortungsbewusste Politiker und Führungspersönlichkeiten in Unternehmen braucht.“ Doch es ist wichtig, dass wir alle immer wieder auf diese Problematik aufmerksam machen, damit in Afrika nicht mehr alles vom Aktienkurs abhängt, sondern das Wohlergehen der Menschen im Vordergrund steht.
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