Seid ihr begeistert von Shows wie „Oz – Hölle hinter Gittern“ oder „Prison Break“? Die neue argentinische Netflix-Serie „Im Dreck“ könnte genau das Richtige für euren nächsten Serien-Abend sein. Die Streaming-Charts zeigen, dass viele Nutzer*innen die Folgen derzeit streamen.
Auf dem Transport ins Gefängnis nach La Quebrada befinden sich fünf Frauen, die neu in Haft sind. Sie geraten in eine Situation, die für sie lebensbedrohlich ist und sie miteinander verbindet. Im Gefängnis stehen sie einem strengen Regime und konkurrierenden Gruppen gegenüber, die das Leben hinter Gittern prägen. Die Frauen entdecken dabei eigene Stärken und Schwächen sowie neue Wege, sich in der Gefängniswelt zu behaupten, geprägt von ihrer Vergangenheit.
In der letzten Zeit hat Netflix eine ganze Reihe von Serien veröffentlicht, die sich an Fans von düsteren Geschichten richten. Der südafrikanische Thriller „Marked“ handelte von einer Geldtransportfahrerin, die zur Kriminellen wird, um ihrem kranken Kind zu helfen. Auch Trigger, ein südkoreanischer Beitrag, in dem ein geheimnisvoller Mann gezielt Schusswaffen an psychisch labilen Personen verteilt, war perfide.
In der mexikanischen Produktion Unsagbare Sünden wird die Geschichte einer Frau erzählt, die ihren Liebhaber gegen ihren Ehemann aufhetzt, um ihn mit belastenden Videos erpressen zu können. Für diejenigen, die all diese Serien schon gesehen haben, bietet der Streamingdienst mit Im Dreck einen weiteren Ausflug in die Abgründe an, bei dem es – wie der Titel schon andeutet – sehr dreckig zugeht.
Der Morast tritt dabei aus zwei Quellen an die Oberfläche. Einerseits gibt es dort die verschiedenen illegalen Tätigkeiten, die in dem Gefängnis ablaufen. Wenn wir aus den zahlreichen Filmen und Serien, die in einem solchen Umfeld spielen, jedoch eines gelernt haben: Nur weil man gefangen ist, bedeutet das nicht, dass man keine weiteren Straftaten begehen kann. Im Dreck werden die üblichen Klischees bedient, auch in der Darstellung der Figuren. Wobei zumindest ein Faktor im Gedächtnis bleibt.
Insgesamt macht die Serie keinen besonders guten Eindruck. Manchmal bringt sie einen zum Ärgern, manchmal kommt Langeweile auf, wenn sich die acht Folgen wieder hinziehen. Hin und wieder findet sich dort zwar schon mal etwas, das durchaus Potenzial gehabt hätte, insbesondere bei gesellschaftlichen Themen.
Nur wird nie wirklich viel daraus gemacht. Außerdem gibt es noch das verstärkt farblose Erscheinungsbild. Natürlich, ein Gefängnis ist kaum ein Ort voller Farben und Abwechslung. Bei Im Dreck wurde der Titel offensichtlich zu wörtlich interpretiert, was dazu führt, dass alles in einem monotonen Grau erstickt wird. Insgesamt fehlt ein überzeugendes Argument dafür, sich in diese Abgründe zu begeben.
„Im Dreck“ begleitet ihre Verwandlung zur Gruppe „Las embarradas“, die um ihr Überleben kämpft und an der Hoffnung auf Freiheit festhält – getragen von der Sehnsucht nach Verbindung zur Außenwelt und offenen Fragen aus ihrem früheren Leben.
„Im Dreck“ wurde von Sebastián Ortega („Gemelas“) entwickelt, der die Serie zusammen mit anderen Autor*innen verfasste. Am 14. August 2025 wurde sie auf Netflix gestartet.
Die Wahl, mit diesem besonderen Kreativteam ein Spin-off zu gründen, das sich auf Frauen fokussiert, geht über eine rein wirtschaftliche Entscheidung hinaus, eine populäre Marke auszubauen. Sie ist das Resultat eines absichtsvollen künstlerischen Schaffens, das die gängigen Themen von El Marginal aus einer neuen Perspektive aufbrechen will. San Onofre war eine fundamental männlich dominierte Welt, in der patriarchale Hierarchien die Konflikte und Machtstrukturen bestimmten, angefangen bei der familiären Kontrolle durch die Borges-Brüder bis hin zur korrupten Staatsgewalt des Direktors.
Ortega und sein Team müssen untersuchen, wie sich die Dynamiken von Macht, Korruption und Überleben anders manifestieren, da die Handlung in ein Frauengefängnis verlagert wurde. Die Lösung von Konflikten erfolgt mit höherer Wahrscheinlichkeit durch komplexe psychologische Kriegsführung, wechselnde soziale Allianzen und alternative Formen der Widerstandsfähigkeit als durch rohe körperliche Gewalt.
Die Geburt der „Verschlammten“: Eine neue Schwesternschaft entsteht
Die Serie wird durch die Bildung eines neuen „Stammes“, der im Trauma entstanden ist, vorangetrieben. Die fünf Frauen, die den Sturz des Transportfahrzeugs in einen Fluss überlebt haben, bilden eine Einheit, deren Verbindung durch eine gemeinsame Nahtoderfahrung besiegelt wird. „Las embarradas“ (Die Verschlammten) ist der Name, der aus dieser gewaltsamen Taufe hervorgeht und ihre kollektive Identität bildet; er verweist sowohl auf ihren erniedrigten Status als auch auf ihre elementaren Ursprünge.
Im Dreck beginnt als eine Serie, die sich selbstbewusst, mit kinematografischem Anspruch und schonungslos brutal präsentiert. Sie übernimmt erfolgreich die düstere Ästhetik und die thematische DNA von El Marginal, während sie gleichzeitig ihr eigenes, unverwechselbares narratives Territorium etabliert, das auf Frauen ausgerichtet ist. Die erste Episode dient als starkes Leitbild, das sein viszerales auslösendes Ereignis nutzt, um eine komplexe Untersuchung von Trauma, Überleben und der Bildung einer neuen kollektiven Identität angesichts systemischer Feindseligkeit einzuleiten. Die Regiearbeit ist ausgezeichnet, die Produktionswerte übertreffen das Niveau des Genres bei Weitem und die Darsteller weisen eine sofortige und überzeugende Chemie auf.
Im Dreck zollt zwar seinem gefeierten Erbe Tribut, doch die Serie ist eindeutig nicht damit zufrieden, lediglich eine einfache Wiederholung zu sein. Sie wirft eine tiefere und dringendere Frage auf, indem sie ihre Figuren und ihr Publikum in den grundlegenden „Barro“ stürzt. Sie überschreitet die Fragestellung, wie man am Rand eines gescheiterten Systems überlebt, und beleuchtet stattdessen den Aufbau einer neuen Welt – mit neuen Codes, neuen Loyalitäten und neuen Formen der Solidarität – aus den Ruinen der alten. Die Serie hat ein eindrucksvolles und blutiges Fundament für das geschaffen, was sich als eines der fesselndsten und thematisch reichhaltigsten Dramen des Jahres verspricht.
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